Bitterer Konkurrenzkampf
Unter den Talenten in der Fussballjugend herrscht ein bitterer Konkurrenzkampf und dass ist auch gut so. Die Spielerinnen und Spieler kommen gut damit klar und das Bewältigen der einzelnen Situationen gehört auch mit zum Reifeprozess eines guten Fussballers. Schwierig wird es, wenn die Eltern zu sehr involviert sind. Das Wort Helikoptereltern verwende ich zwar nicht so gerne, aber leider trifft es in dem von mir beschriebenen Fall zu.
Themen
Talente entwickeln sich
Fussballtalente entwickeln sich stetig. In unterschiedlichen Geschwindigkeiten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Das Geburtsdatum ist immer ein guter Indikator für den Zeitpunkt wann die Entwicklungssprünge anstehen. Meist gibt es vor einem Entwicklungssprung einen sogenannten Leistungs-Dip, im Anschluss kann der Spieler plötzlich Sachen von denen man nicht zu träumen gewagt hätte. Ab und zu beherrschen die Spieler dann auch einen Überblick über Situationen, die sie vorher nicht gesehen hätten. In jedem Fall steht nach einer schwachen Phase eine Leistungssteigerung an. Ob nun Physisch, Psychisch oder Kognitiv.
Vor einem Leistungssprung steht immer eine schwache Phase des Spielers!
Was möchte ich hiermit sagen? Die Talente entwickeln sich von ganz allein in Ihrem eigenen Tempo, welches sich schwer beeinflussen läßt.
- Gebt den Spielern Zeit diese Phasen in ruhe zu durchstehen
- Es geht irgendwann immer wieder bergauf
- Seid der Rückhalt für Eure Talente, der sichere Hafen
- Drängt Eure Talente nicht, dass verlängert nur die schwache Phase
- Als Eltern solltet Ihr Euch nie um die Positionierung Eures Talents kümmern, es findet seinen Platz von ganz allein
- Gebt Eurem Talent die Chance diese Phasen und andere Situationen im Leben selbst zu meistern, es macht sie nur stärker
Leider geben viele Eltern Ihrem Talent nicht diesen Freiraum und versuchen jedes noch so kleine Problem für Ihr ganz besonderes Talent zu lösen. Die Kinder von solchen Eltern werden es allerdings niemals schaffen im Fussball weiter zu kommen. Wer seine Probleme nicht lernt selber zu lösen, wird dies in naher Zukunft auch niemals lernen.
Helikopter Eltern ziehen die letzte Konsequenz
Nennen wir diese Eltern einfach mal Helikoptereltern. Sie packen Ihrem Kind die Tasche, fahren das Kind zu jedem Training und Spiel, sprechen den oder die Trainer ständig an und möchten damit provozieren dass Ihr Kind mehr spielt oder auf einer anderen Position viel besser als die anderen ist oder machen andere Spieler schlecht damit Ihr Talent besser dasteht. Leider habe ich in meiner Laufbahn schon einige dieser Eltern kennengelernt. Ein Fall der dem ganzen die Krone aufsetzt musste ich als Beobachter vor Kurzem miterleben.
Zwei befreundete Talente
Wir haben in dieser Situation Spieler A und Spieler B. Beider spielen in einer der besten Mannschaften der Stadt und natürlich gelten auch beide als Talente und sind auf vielen Scoutingbögen der NLZ. Vier volle Jahre, von der jungen E- bis zur alten D-Jugend spielen sie zusammen in einer erfolgreichen Mannschaft und nehmen beide an diversen Talentmaßnahmen teil. Spieler A hat ein besseres Standing bei einigen NLZ und wird von zweien konkret beobachtet und eingeladen am Mannschaftstraining teilzunehmen. Spieler B würde das natürlich auch gern und trainiert von Monat zu Monat härter für sein Ziel. Beide kommen eine Eliteschule des Fussballs, wo besondere Talente noch intensive durch Training in der Schule gefördert werden. Spieler B ist ein ganz anderer Typ als Spieler A vollkommen unterschiedlich und deshalb würde ich von einem Besser oder schlechter an dieser Stelle nicht sprechen.
Die beiden gehen also gemeinsam einen wirklich beneidenswerten Weg. Von außen – Eltern aus der Mannschaft – spürt man aber schon den Neid auf die Förderungen der Spieler.
Unterschiedliche Wege, ein Ziel
Zum Ende der D-Jungen entfernen die Jungs sich von einander, nicht räumlich aber Typ-mäßig. Die Pubertät beginnt! Die Eltern von Spieler A fahren und fahren was das Zeug hält. Jede Strecke wird in kauf genommen. Obwohl Spieler A schon in einem NLZ in der Heimat mit trainieren darf, fahren sie Ihr Talent zusätzlich noch einmal die Woche in ein 120km weit entferntes NLZ. Tanzen auf zwei Hochzeiten, läuft bei denen.
Natürlich kümmern sich auch die Eltern von Spieler B um ihr Talent, aber anders. Er wird nur noch im Winter vom Training abgeholt, wenn es früh dunkel ist und die Anreise zum Training erfolgt nur noch alleine. Auch wenn die Anfahrt 30 – 40 Min dauert. Zur C-Jugend wechselt Spieler B in einen anderen Verein. Spieler B hat sich nämlich sehr gut entwickelt. Er hat Trainiert wie ein Berber und gibt in jedem Spiel 180%. Die fremden Trainer die Ihn sehen lieben ihn.
Im neuen Verein entwickelt sich Spieler B sofort zum Stammspieler, ohne dass Mama oder Papa mit dem Trainer gesprochen haben. Das Ziel von Spieler B war nämlich: Stammplatz in der Regionalliga sichern und wie geht das besser als dem Trainer zu zeigen, dass er jederzeit auf Spieler B zählen kann. Selbstgesetzte Ziele sind eben die besten!
Spieler A, währenddessen Langzeit verletzt, naja, auch nicht wirklich. Er ist nur im Verein verletzt und nimmt nur noch an den Maßnahmen des DFB (Stützpunkt und Auswahl) und dem zusätzlichen Training in den besagten NLZ teil. Also nur noch 3 bis 4 Mal pro Woche, zur Schonung für die Verletzung. Zu diesem Zeitpunkt frage ich mich: Wissen alle Trainer eigentlich was da passiert? Damit das Talent auch zeigen kann was wirklich in Ihm steckt, wird auch die ein oder andere Tablette eingenommen. Schmerz ist doch nur ein Gefühl. Mama rennt also immer mit einem eigenen Arztkoffer hinter ihrem Talent hinterher.
Wie Du sicher merkst, hier sind zwei komplett unterschiedliche Werdegänge am laufen. Es wirkt schon fast wie ein Experiment, bloß dass es diese beiden Beispiele Tausendfach in Deutschland gibt. Eine normale Unterstützung der Eltern und ein Kind, dass für seine Eltern spielt. So drastisch möchte ich es mal ausdrücken. Ich habe kürzlich einen interessanten Vortrag von Joey Kelly zum Thema No Limits gehört und er sagt, dass mind. 40% Teil des Erfolges sind. Es muss aber der Wille des Sportlers sein und nicht der irgendeines Außenstehenden.
Erfolge und Misserfolge
Sportler die später mal etwas werden wollen, müssen aus Misserfolgen lernen und an ihnen wachsen. Für Spieler B war es z. B. schon ein Misserfolg wenn Spieler A zu einen Stützpunktspieltag eingeladen wurde und er nicht. Wenn Spieler A nicht eingeladen wurde, riefen seine Eltern die Trainer an fragten was nicht in Ordnung sei. Währen Spieler A nach sechs Monaten Auswahl die Auswahl wieder verlassen musste, kam Spieler B in die Auswahl hinein. Das muss für beide Spieler nicht das Ende vom Lied sein. Es kann auch noch weiter so hin und her gehen. Wichtig ist nur, dass sie an Ihren Misserfolgen wachsen.
Eltern mobben ein Kind
Der Zustand, dass Spieler A nun aus der Auswahl raus war und Spieler B drinnen war, hat bei den Eltern von Spieler A scheinbar eine Sicherung durchbrennen lassen. Wie ich schon beschrieben habe gehen die beiden in eine Klasse auf eine Elite Schule des Fussballs. Wilde Jungs und der raue Ton ist an der Tagesordnung, allerdings werden die Jungs während des Training von erfahrenen Trainern eines NLZ begleitet.
Der Vorwurf
Plötzlich, nach so langer Zeit gemeinsamen Trainings und seit vier Jahren in einer Klasse, wirft die Mutter von Spieler A, Spieler B plötzlich vor ihr Kind zu mobben, nach genau dieser Historie.
Böses dem, der böses dabei denkt!
Die Schule reagiert eher schlecht. Bis Informationen an die Eltern von Spieler B fließen vergehen zwei Wochen. Die Schule hält sich auch sehr bedeckt und rückt nur nach und nach mit Informationen raus. Zum Glück spricht der Vater noch einmal mit der Lehrerin und dem Kadertrainer des NLZ und Informiert sich über Vorfälle. Da nicht aufgefallen war, kommen die Pädagogen ins grübeln und befragen weitere Schüler, Lehrer und Trainer. Und scheinbar noch einmal Spieler A.
Das Ergebnis: Es war alles erfunden!
Fazit
Wie viele Kinder werden mit Absicht kaputtgemacht?
Wie viele Trainer werden noch wegen Lügen der Eltern gefeuert?
Wann werden Helikoptereltern endlich zur Rechenschaft gezogen?
Jeder von Euch hat bestimmt schon die ein oder andere unangenehme Geschichte im Jugendfussball gehört. Skandale von bösen Kindern und unfairen Trainern. Aber genau da muss man sehr vorsichtig sein und aufmerksam zuhören und nachfragen. Lasst Euch keine Lügen auftischen und vertraut auf Eure Menschenkenntnis und Euren Verstand. Lasst Euch nicht zu vorschnellen Urteilen hinreißen, es kann auch immer Dich und Dein Kind treffen.