Lennox Sperling Fussballtalent
Das Fussballtalent,  Talentförderung

In welches NLZ – Die Ansprüche der Spieler

Die besten und begabtesten Spieler, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, haben irgendwann einmal die Chance sich in einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) beweisen zu können. Für uns Analytiker unterliegt die Auswahl des richtigen Leistungszentrums aber anderen Kriterien als dem Fussball Talenten selbst. Worauf es bei den jungen Spielern ankommt ist nämlich nicht so einfach zu sagen, deshalb versuche ich der Materie mal richtig auf den Grund zu gehen.

NLZ in der Näher oder in ein Internat

Ob ein Fussballtalent in einem Internat oder im Ortsansässigen NLZ besser aufgehoben ist und noch zuhause wohnen kann, lässt sich wie immer nicht pauschal beantworten. Ist ein Spieler vom Kopf her jedoch bereits reif genug ist um in ein Internat zu ziehen, würde ich ein Internat immer vorziehen. Braucht der Spieler noch die Nähe der Eltern ist ein NLZ in der Nähe natürlich besser, zu diesem Zeitpunkt. Ein Wechsel in ein Internat kann auch noch später erfolgen.

Die Vorteile eines Internats

Auch wenn der Schritt in ein Fussball-Internat für einen Jugendlichen ein wahnsinnig großer Schritt ist, bietet ein Internat natürlich viele Vorteile gegenüber dem Verbleib in der Heimat. Die harten Fakten versuche ich einmal aufzuzählen.

  • Kurze Wege
  • Zusammen mit Seinesgleichen
  • Unabhängig werden
  • Selbständigkeit des Spielers
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Austausch mit anderen Talenten und Jungprofis
  • Professionelle Hilfe in der Schule
  • perfektes Zeitmanagement
  • Zwischendurch Trainieren (Laufübungen, Kraftraum, Individualtraining) ist jederzeit möglich

Auf einige Punkte möchte ich sehr gerne noch genauer eingehen.

Kurze Wege

Der größte Vorteil eines Fussball Internats sind vor allem die kurzen Wege, die das Talent zurücklegen muss. Kurze Wege meint: Die Entfernung zwischen Wohnort, Schule und Trainingsstätte. Idealerweise sind auch Ärzte und Physiotherapeuten in unmittelbarer Nachbarschaft und und nicht selten direkt auf dm Gelände des Leistungszentrums. Ganz besonders gut hat dies, meiner Meinung nach, der VfL Wolfsburg hinbekommen. Die Wohnanlage befindet sich direkt auf dem Trainingsgelände und die Schule ist in Sichtweite, gelegen ist das NLZ vom VfL Wolfsburg in einer Zentrumsnahen Wohngegend. Das Gesamtkonzept passt. Ich habe natürlich noch nicht alle Leistungszentren in Deutschland gesehen, deshalb basiert meine Bewertung nur auf meiner Erfahrung.

Zusammen mit Seinesgleichen

Ein psychologisch sehr wichtiger Punkt. An dieser Stelle kann ich etwas aus eigener Erfahrung schildern. Ich habe im alter von 13 bis 17 Jahren Leistungssport betrieben, ich bin Kajak Rennen gefahren. In unsrem Verein waren wir die ersten beiden Jahre noch zu zweit und danach war ich allein. In meinem Freundeskreis waren zwar ein paar Fussballer, aber nicht einmal die haben Ihren Sport so intensiv betrieben wie ich es tat. Am Ende vom Lied war ich eine Art Einzelgänger.

Zwar war mein Wille immer so stark, dass ich mich nie habe beeinflussen lassen, dennoch hatte aber auch keiner meiner Freunde Verständnis für mich. Im Gegenteil, ich galt eher als un-cool, weil ich nicht so viel rumhing wie die Anderen. Wenn man nun also nur mit seinesgleichen zusammen ist, haben auch alle Verständnis für einen. Es entsteht eine gegenseitige Unterstützung. Außerdem können in so einem Konstrukt natürlich die unerfahreneren Spieler, von den erfahreneren Spielern lernen.

Zeitmanagement

Der letzte Punkt zu dem ich etwas sagen möchte. Die Leistungszentren haben Erfahrung damit, was es bedeutet Fussball auf höchstem Niveau zu spielen. Sowohl die Schule, evtl. Nachhilfe, Ernährung und das Training sind zeitlich aufeinander abgestimmt. Es ist nicht so, dass Ein LZ dem Spieler alles abnimmt, aber es wird den Spielern leichter gemacht. In der Fachwelt spricht man davon, dass den Abläufen die Komplexität genommen wird. Stress wird vermieden, zumindest so gut wie möglich.

Nachteile eines Internats

Richtig handfeste Nachteile eines Internats gibt es für mich eigentlich nicht. Natürlich kann man einfach Pech haben, zum Beispiel wenn unter den anderen Internatsbewohnern Spieler sind mit denen man sich einfach nicht versteht. Der größte Nachteil ist wohl, dass Mama und oder Papa nicht mehr gleich um die Ecke sind. Der Spieler muss sich selbst mehr ums sich kümmern und es wird ihm weniger abgenommen. Er muss einfach viel selbstständiger werden, was aber für seine Persönlichkeitsentwicklung ehr positiv ist. Sprich: Wenn ein Spieler dem Umzug in ein Internat nicht gewachsen ist, sollte man den Schritt nicht wagen! Es kann durchaus passieren, dass dieses Experiment in die Hose geht und der Spieler dann ganz hinschmeißt. Obwohl er sportlich dem ganzen gewachsen wäre.

Wenn ein Spieler dem Umzug in ein Internat nicht gewachsen ist, sollte man den Schritt nicht wagen!

Sollte also ein Zweifel bestehen, sucht Euch ein Leistungszentrum in der Nähe!

Ein Internatsplatz ist etwas ganz besonderes

Wird einem Fussballtalent ein Internatsplatz angeboten, ist dies etwas sehr besonderes! Denn, der Verein ist bereit viel Geld in das Talent zu investieren. Zimmer, Essen, Nachhilfe und Physics werden komplett vom Verein bezahlt. Ein Internatsplatz ist also der Beweis, dass in dem Spieler irgendetwas stecken muss. Niemand investiert Geld ohne einen erwarteten Gewinn.

Welches NLZ soll es sein

Dies ist schließlich die Kernfrage des Artikels. Es gibt reichlich Leistungszentren in Deutschland verteilt. All diese LZs gehören unterschiedlich großen und unterschiedlich populären Vereinen. Das geht von Carl Zeiss Jena bis zum FC Bayern München.

Natürlich ist ein erster Faktor der Attraktivität, in welcher Liga die Profimannschaft den Vereins spielt. 1 Liga Vereine sind immer etwas Attraktiver als zweit oder dritt Liga Vereine. Allerdings nicht pauschal. Traditionsvereine haben bei den jungen Talenten auch noch ein höheres Ranking als Eintags-Erstligisten. 1860 München, VfL Bochum und der Hamburger SV haben ein höheres Standing bei der Jungend als z.B. Paderborn.

Das liegt vor allem daran, dass die Jugendmannschaften dieser Lizenzvereine sehr stark und die Vereine für eine hervorragende Jugendarbeit bekannt sind. Viele junge Talente waren ja bereits mal auf einem großen Jugendturnier und haben einige Lizenzvereine kennengelernt.

Wann wird die Philosophie zum Verhängnis

Einige Leistungszentren vertreten die Philosophie erst nach und nach ihren Einzugsradius zu erweitern. Dass hat wiederum zur folge, dass diese Vereine in den jungen Jahrgängen nicht mit allen anderen mithalten können. Diese eigentlich sehr lobenswerte Philosophie sorgt leider dafür, dass die jungen Talente dann nicht mehr so intensiv den Wunsch haben in so ein LZ zu wechseln.

Zum Beispiel Holstein Kiel!

Holstein Kiel vertritt genau diese Philosophie. Jedes Jahr erweitert der Verein seinen Scouting-Radius. in der C-Junioren Regionalliga kämpfen sie jedes Jahr um den Klassenerhalt. Das LZ von Holstein Kiel bietet ideale Vorraussetzungen für junge Talente. Ein Modernes Ausbildungszentrum und alles ist schön klein und einzeln in ruhiger Lage. Die Jungs werden im hohen Norden in Ruhe gelassen und können sich entwickeln.

Was von Trainern, Coaches und Beratern gelobt wird, reduziert leider den Wert bei den Talenten. So geht es nicht nur Holstein Kiel, auch Dresden, Magdeburg und andere modernen und kleinen NLZs sind davon betroffen. Dabei nehmen Talente in diesen kleinen LZs meist eine bessere Entwicklung als bei Dortmund oder Bayern München, dass interessiert die Spieler aber wenig.

Fazit – Was kann man als Vater oder Berater tun?

Letzten Endes gibt es natürlich keine Formel um das Talent in seiner Entscheidung zu beeinflussen. Viel mehr sollte man die Vor- und Nachteile immer mit dem Spieler besprechen, aber natürlich muss das nicht zum gewünschten Erfolg führen. Es ist für die Entwicklung eines Fussballtalents auf jeden Fall besser in ein kleines LZ zu gehen und dort zu den ersten 11 zu gehören, als in ein großes und dort Nummer 15 zu sein.

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